Wettkampfbericht – FingerHaus Duathlon (Burgwald Duathlon)

Seit Wochen suchte ich nach Gründen, um mich vor der Teilnahme zu drücken. Ich fürchtete, dass ich mit meinem derzeitigen Minimaltraining zu schlecht vorbereitet bin und infolgedessen in dem kleinen Teilnehmerfeld ganz hinten lande. Allein die Tatsache, dass im Rahmen dieses Duathlons die Hessenmeisterschaft ausgetragen wird, flößte mir Respekt ein. Ich redete mir ein, dass bestimmt nur austrainierte Topathleten am Start sind. Eigentlich Unsinn, hab ich bei noch keinem meiner Wettkämpfe erlebt. Aber Kneifen war nicht, dem schob mein Bruder letzte Woche einen Riegel vor, als er mir eine Nachricht schickte, dass er mit unserer Mutter vor Ort sein wird, um mich anzufeuern.

Freitagabend stellte sich beim Packen der Ausrüstung dann doch das übliche Vorwettkampffeeling mit entsprechender Vorfreude ein! Na bitte, geht doch! Ohne Schwimmen ist der logistische Aufwand etwas geringer, so dass ich relativ schnell alles beisammen hatte und früh zu Bett ging.

Samstagmorgen trank ich im Bett meine zwei obligatorischen Tassen Kaffee, dazu gesalzene Reiswaffeln mit selbstgemachtem Pflaumenmus, diese Kombination hat sich mehrfach bewährt, im Gegensatz zu Gummibärchen!

Zwei Stunden vorm Start machte ich mich mit meinem Boliden auf den Weg nach Burgwald-Bottendorf.  Knapp 15 Minuten später hatte ich mir als einer der ersten Athleten einen perfekten Parkplatz – nur ca. 100 m entfernt von Start/Ziel – ergattert.

Als einer der nur 9 Teilnehmer in der offenen Klasse in einem insgesamt recht dünnen Starterfeld mit nur 32 Männern und 2 Frauen erwarb ich beim Empfang der Startunterlagen die obligatorische Tageslizenz und nahm damit nicht an der Wertung „Hessenmeisterschaft“ teil.

Die Zeit bis zum Start nutzte ich nach dem Ankleiden und Aufpumpen der Reifen zum Relaxen. Hier und dort ein paar Worte wechseln, ansonsten einfach nur rumsitzen und das Treiben beobachten, so ist es mir am liebsten. Zwischendurch musste ich mehrfach für kleine Jungs, ich hab’s nicht gezählt, aber ich war definitiv mehr als fünf Mal vorm Start auf dem Klo! Während des Wettkampfes blieb ich aber davon verschont.

Etwas peinlich wurde es beim Einchecken in die Wechselzone, denn ich trug zwar vorschriftsmäßig meine Startnummer am Körper und den Helm mit verschlossenem Riemen auf dem Kopf, allerdings fehlte die Startnummer sowohl am Helm, als auch am Bike! Peinlich insbesondere deshalb, weil ich das nicht zum ersten Mal mache und dazu noch mit meinem „Ironman Finisher-Shirt“ einen auf dicke Hose machte! Beim zweiten Versuch mit korrekt platzierten Startnummern auf Helm und Bike ließen mich die Kampfrichter schmunzelnd passieren, konnten sich aber den kleinen Scherz „Finisher dürfen hier eigentlich nicht rein“ nicht verkneifen. Kampfrichter mit so viel Humor trifft man nicht überall an.

Das Einlaufen beschränkte ich im Gegensatz zu einigen anderen Athleten auf wenige Minuten, war es zu diesem Zeitpunkt doch schon ziemlich schwül-warm und ich wollte keine Körner unnötig verpulvern. Der vorhergesagte warme Regen setzte pünktlich zur Wettkampfbesprechung ein. Doch der Wettergott war gnädig mit uns und drehte den Wasserhahn pünktlich zum Start wieder zu.

Punkt 10 Uhr fiel der Startschuss. Ich sortierte mich irgendwo im Mittelfeld ein. Es ging sofort zügig voran und ich hielt gut mit. Auf den ersten 2 Kilometern des herrlichen und durch den Burgwald führenden Rundkurses sind die gesamten ca. 100 Höhenmeter der Strecke zu überwinden, danach ist es flach bzw. leicht abschüssig. Weil ich die Runde bereits aus dem Training kannte, wusste ich mir die Kräfte einzuteilen. Ungefähr eine Handvoll Kontrahenten überholte ich während des Anstieges. Und nur einer von denen zog wieder an mir vorbei, als das ansteigende Teilstück überwunden war. An dessen Fersen hefte ich mich bis in die Wechselzone. Wir liefen quasi ein einsames Rennen. Weder vor, noch hinter uns war jemand in Sichtweite. Gefühlt lief ich fast am Limit, Puls um die 180 Schläge. Minimal schneller wäre eventuell noch drin gewesen, aber damit hätte ich einen vernünftigen Rad-Split gefährdet, der ohnehin auch so noch hart genug werden sollte.

Leider drückte ich dann die Runden-Taste meiner Uhr, um eine Zwischenzeit für den Anstieg zu nehmen, doch im Multisport-Modus wird damit der Lauf beendet und die erste Wechselzeit angestoppt! Mist!! Ist mir kürzlich erst beim Training passiert. Und ich als Datenjunkie benötige zum auswerten doch alle Daten schön säuberlich und zusammenhängend. Mir blieb nichts anderes übrig, als den Multisportmodus komplett zu beenden wieder neu zu starten.

Ein paar Minuten lief ich neben meinem Vordermann und sinnierte, ob ich fairerweise auch mal die Führung übernehme. Wir plauderten kurz und dann zog der Kollege das Tempo etwas an. „Fairness du kannst mich mal“, ich verwarf die edelmütigen Gedanken und ließ mich wieder ein paar Meter zurückfallen.

In der Wechselzone ging es ruck zuck, Laufschuhe gegen Radschuhe getauscht, Helm aufgesetzt und ab auf die Piste. Kein Vergleich zum Triathlon, wenn man nach dem Schwimmen erst den Neoprenanzug ausziehen muss!

Meinen Pacemaker sah ich übrigens nur nochmal ein einziges Mal, und zwar kurz in der Ferne auf dem Rad, dann war er weg und hatte mich endgültig abgehängt.

Ich ließ anfangs auf dem Bike den Puls erst mal wieder etwas runterkommen und verpflegte mich währenddessen mit gesalzener Maltodextrin-Wasser-Mischung. Ehrlich gesagt war ich jetzt schon ganz schön platt, deutlich mehr ausgepowert als sonst beim Triathlon nach dem Schwimmen.

Letztes Jahr konnte ich beim Sprinttriathlon auf derselben Radstrecke jede Menge Leute einsammeln und überholen, das war echt geil, aber leider gelang mir das diesmal nicht. Die schnellen Läufer waren längst über alle Berge und von den langsameren überholten mich zwei mit dem Rad. Einen der beiden konnte ich aber wieder abhängen, Genugtuung!

Nach 20 Kilometern begann der Spaß, ich bekam regelmäßig leichte Krämpfe in beiden Waden, das hatte ich noch nie. Am Salz kann es meines Erachtens nicht gelegen haben, Salz hatte ich vor und während des Rennens in ausreichender Menge zugeführt. Vermutlich lag’s an zu wenig spezifischem Training während der letzten Wochen. Um der Krämpfe Herr zu werden, wechselte ich regelmäßig die Trittfrequenz und nahm immer wieder Druck von den Pedalen bzw. ließ es nur rollen, wenn es nicht gerade bergauf ging. Wiegetritt ging gar nicht, sofort machten beide Waden dicht. Trotz dieses Handicaps brachte ich den Bike-Split in einer einigermaßen guten Zeit hinter mich, Schnitt 30,8 km/h bei ca. 420 Höhenmetern. (der schnellste hatte einen 40er Schnitt, unglaublich)

Die Befürchtungen, dass sich die Krämpfe beim abschließenden Lauf fortsetzen, waren unbegründet. Ich eierte zwar zunächst durch die Wechselzone, war aber nach wenigen hundert Metern wieder beschwerdefrei. Doch das war nur ein kleiner Trost, das Wadenproblem war zwar überstanden, insgesamt fühlte ich mich jedoch ziemlich im Eimer. Am liebsten hätte ich das Rennen auf der Stelle beendet. Dagegen waren die ersten 10-20 Laufkilometer letztes Jahr beim Ironman ein Kinderspiel. Mit schweren Beinen quälte ich mich über den 1,65 km langen Rundkurs, der 3 mal zu durchlaufen war, eigentlich lächerlich, aber nach der Vorbelastung war mir keineswegs zum Lachen zu Mute. Doch gerade solche Momente machen einen harten Wettkampf aus, machen ihn unvergesslich. Alles andere wäre zu einfach, zu langweilig.

Erneut drückte ich die Runden-Taste meiner Fenix3 zum falschen Zeitpunkt, diesmal zu spät, als ich raus aus der Wechselzone und bereits auf der Laufstrecke war.

Die Tatsache, dass ich trotz müder Beine noch den einen oder anderen Mitstreiter überholen konnte, gab mir wieder etwas Auftrieb und nicht zu vergessen die Anfeuerungsrufe meines Fanclubs, die erheblichen Anteil daran hatten, dass ich nicht schwächelte und mich durchbiss. Ich war deutlich langsamer als beim ersten Lauf, gefühlt viel langsamer als die Uhr anzeigte. An jeder Getränkestation nahm ich dankbar Wasser entgegen, um es mir über den Kopf zu schütten. Mein Bedürfnis diesen zu kühlen war deutlich größer als meinen Durst zu löschen. Dazu sollte ich nach dem Rennen reichlich Gelegenheit haben.

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Für jede absolvierte Runde gab’s ein Rundenbändchen. Ich versuchte die Bändchen meiner Mitstreiter zu zählen, um mir ein Gefühl für meine Platzierung zu verschaffen, was mir nicht gelang. Im Grunde war mir das zu diesem Zeitpunkt aber auch völlig „wurscht“, ich wollte einfach nur ankommen! Letztlich vergingen die 5 Kilometer dank der gut gewählten Streckenführung dann doch ziemlich flott, so dass ich nach 2:30 h mit hochrotem Kopf die Ziellinie passierte. Glücklich und zufrieden schnappte ich mir zur Belohnung erst mal ein Weizenbier, alkoholfrei versteht sich! Richtiges Bier gab‘s einige Stunden später auf einer Geburtstagsfeier.

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Über den 2. Platz der „offenen Wertung“ freue ich mich zwar – immerhin gab’s dafür u.a. eine Rote Wurst – aber im sportlichen Sinne aussagekräftiger und mir persönlich wichtiger ist  der Platz 16 in der Gesamtwertung. Mit diesem Ergebnis bin ich sehr zufrieden!

Fazit : Toller Wettkampf, klasse Veranstaltung – hat Spaß gemacht!

Gesamt : 2:30:58 h

Run 1 : 10,5 km – 46:45 Min
Bike : 40 km – 418 Hm – 1:19:22 h (inklusive T1+T2)
Run 2 : 5 km – 24:51 Min

Gesamt : Platz 16 von 34
AK 50 : Platz 3 von 5
Offene Klasse : Platz 2 von 9

  1. Super gemacht, herzlichen Glückwunsch 🙂

    Das Wetter tat sicher sein übriges, dass Du Dich da nicht so wohl gefühlt hast.

    Jetzt erhol dich erstmal gut.

    Viele Grüße
    Nadine

  2. Oh weia, kommt bestimmt von der krampfenden Muskulatur. Kennst ja genug Regenerationsmittel, locker radeln oder mal ne Physio gönnen 😉 dann bist Du bald wieder fit.

  3. Ja, ja, von wegen „momentan fallen mir 10 km in 5er Pace schwer“. 🙂

    Hast jedenfalls ne saubere Leistung abgeliefert. Hut und ab und Glückwunsch.

    Viele Grüße,
    Frank

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