Specialized Sequoia Elite – Erfahrungsbericht nach 7.000 Kilometern

Als das »Sequoia« im Sommer 2016 in der Zeitschrift »Tour« für 2017 angekündigt wurde, war ich sofort in das Bike verliebt.

Die Gesamtoptik, die dicken Reifen, Scheibenbremsen und der Stahlrahmen mit den vielen Anbaumöglichkeiten für Gepäckträger, Schutzbleche und Flaschenhalter, waren die ausschlaggebenden Eigenschaften, die mich veranlassten, das Rad »blind« ohne Probefahrt in Größe 54 zu ordern.

Seit einem Jahr bin ich nun stolzer und sehr zufriedener Besitzer eines »Sequoia Elite«. Rund 7000 km hat es mich quer durch Deutschland getragen, mit und ohne Gepäck, überwiegend auf befestigten Straßen, manchmal auch über Stock und Stein. Und das »ohne« eine einzige Panne! Genügend Zeit und Kilometer, um ein eigenes Feedback abzugeben.

Als ich das Bike in Köln im Specialized Concept-Store abholte, war ich gleich beim ersten Anblick begeistert. Das Rad ist in der Realität noch schöner als auf den Fotos im Internet. Die »bullige Optik« und das tolle »mintgrün« kommen erst in natura richtig zur Geltung.

Hält das Bike auf der Straße und im Gelände was die Optik verspricht? Darauf war ich sehr gespannt. Ein Feedback hängt natürlich immer von den eigenen Erwartungen, dem vorgesehenen Einsatzzweck und den Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Rädern ab.

Ich suchte ein möglichst vielseitiges Fahrrad mit komfortabler Rennrad-Geometrie und mit Rennlenker. Ein Bike, das mich unabhängig vom Straßenbelag macht, mit dem ich unterwegs spontan einem unbekannten Weg folgen kann, der womöglich in eine Schotterpiste oder einen unbefestigten Weg übergeht. Ein Rad für die Kurz- und für die Langstrecke, für den »Weg zur Arbeit«, für »Brevets« und auch für »Radreisen« mit viel Gepäck oder »Overnighter« mit Bikepacking-Equipment, und all das bei Wind und Wetter – sozusagen eine »eierlegende Wollmilchsau«!

Um es vorwegzunehmen: all das kann das Sequoia, wenn man nicht von ihm erwartet, dass es in jeder dieser Disziplinen Klassenbester ist. Mit seinen Möglichkeiten ist es ein wahres »Chamäleon«, doch am liebsten mag ich es nackt mit 42 mm dicken Reifen. So ist der Fahrspaß am größten.

Es ist weder – aufgrund des höheren Gewichtes – zu träge, noch schwerfällig am Berg wie ein Panzer, oder gar unpräzise im Lenkverhalten. Das Sequoia ist extrem laufruhig und fahrstabil, auch mit 25 kg Gepäck. Es hat mein MTB in seiner Nutzung verdrängt. Mit profiliertem Reifensatz ist es auch im Wald und auf nassen Untergründen gut fahrbar. Die Original Sawtooth Reifen kommen da an ihre Grenzen, rollen dafür auf Asphalt und trockenen, unbefestigten Untergründen sehr gut.

Im Prinzip brauchte ich ein zweites Sequoia, eins für »Kurztrips querfeldein« und zwar nackt ohne Schnickschnack, und ein zweites mit Beleuchtung, Schutzblechen, Gepäckträger und mehreren Laufradsätzen für die anderen Einsatzzwecke.

Nun, es gibt auch ein paar Kleinigkeiten zu bemängeln. Der Lack ist relativ empfindlich und ist an machen Stellen durch Reibung mit den Brems-/Schaltzügen abgeplatzt, so dass die Grundierung sichtbar ist. Die Sattelstütze ist anfangs immer wieder ins Sattelrohr reingerutscht, total nervig. Erst durch Verwendung von Carbonpaste konnte ich das Problem beheben. Die schönen »Sequoia Embleme« aus Blech haben sich leider gelöst und sind abgefallen. Werde ich aber wieder dran kleben. Mit defekten Speichen, wie hier und da berichtet wird, hatte ich bisher keine Probleme.

Das Lenkerband war mir zu dünn und der Sattel zu unbequem, aber dafür kann Specialized nichts. Beides habe ich ersetzt und bin nun mit Griff- und Sitzkomfort glücklich.

Ansonsten gibt’s nichts zu meckern! Ok, ein Leichtgewicht ist das Sequoia nicht, aber das wusste ich vorher. Mit der verbauten Übersetzung von 48/32 vorn und 36-11 hinten ist das Rad auch für bergiges Gelände gut ausgestattet.

Ich habe mit unterschiedlichen Reifen, einem zweiten Laufradsatz, Akku-/Dynamo-Beleuchtung, Gepäckträgern vorn/hinten und diversen Taschen experimentiert und gute Setups für unterschiedliche Zwecke gefunden.

Hier ein paar Beispiele :

Das Original

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Neues Lenkerband, neuer Sattel und LRS mit Nabendynamo

Brevet Setup mit Schutzblechen und 28mm Reifen

Mit geländgängigen Stollenreifen

Radreise Setup mit Gepäckträger und Satteltaschen

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Diverse Setups

19 Kommentare

  1. Kann deine Erfahrungen gut nachvollziehen, ich habe die Sattelstütze gegen die Carbonvariante des Pro-modells getauscht. Für lange Fahrten nutze ich einen Aero-Aufsatz.

    1. Ich habe zwar ebenfalls die Sattelstütze ausgetauscht (gegen eine gekröpfte), aber bewusst kein Carbon verwendet, weil der Haltebügel für das Sattlepack an die Sattelstütze geklemmt wird und nicht mit Carbon verwendet werden soll. Seit ich kein Triathlon mehr betreibe, fahre ich nur noch ungern mit Aero-Aufsatz, außerdem sind die bei PBP nicht erlaubt, und da möchte ich nächstes Jahr gern starten.

  2. Danke für einen guten Bericht. MeinenSaytelstütze habe auch ich mit Montagepaste in den Griff bekommen. Bei mir war die hintere Nabe nach 1500km Toast aber Specialized hat such nicht lumpen lassen und ich habe sie gegen eine DT Swiss tauschen können (die habe ich inzwischen auch vorne installiert).
    Lack ist hübsch aber schnell schmutzig.
    Insgesamt ein fantastisches Gravelbike.

  3. Hallo, ich habe gesehen dass du im Taunus dabei sein wirst. Ich habe das selbe Sequoia und kann deine ersten Erfahrungen 1:1 unterschreiben. Bin auch sehr begeistert davon. Ich habe gesehen dass du an der Hinterradstrebe ein Rücklicht installiert hast. Welches hast du da? Es ist echt schwer was für diese Rohrform zu finden.

  4. Hallo,

    darf ich fragen wie groß du bist bei Rahmengröße 54? Und welchen Laufradsatz mit Nabendynamo du nachgerüstet hast, ich überlege es für die Brevets (speziell im nächsten Jahr P-B-P) anzuschaffen.

    Lieben Gruß,
    Ole

  5. Hallo, was für Schutzbleche hast du denn montiert. Ich komme irgendwie nicht weiter. Nix passt so richtig. Habe gerade die SKS Edge AL Schutzblech in 46 mm breite mit riesen Aufwand und einigen umbauten montiert. Leider war das Ganze für umsonst weil der Umwerfer beim Hochschalten am Schutzblech hängen bleibt. Bin für jeden Tipp dankbar. Grüße Christof

    1. Hallo, ich verwende SKS Blümels, bei der ersten Montage ohne Probleme, aber mittlerweile habe ich im Bereich des Umwerfers ein Stück rausgeschnitten, weil es bei der zweiten Montage nicht mehr richtig passte. Optisch zwar nicht so schön, aber funktioniert jetzt ohne Probleme!

  6. Hallo,
    Ein toller Bericht. Das Sequoia gefällt mir schon lange. JETZT HABE ICH EINES GEKAUFT! Morgen werde ich es beim Händler abholen. Es wird beim Pendeln, bei Radreisen und Freizeitfahrten eingesetzt werden.
    Für die schnelle Runde habe ich ein Allez Expert. Am Col delle Finestre kamen die 25 mm Reifen an ihre Grenzen und der Wunsch nach einem Gravelbike kam auf. Bei meiner Radreise mit Mountainbike traf ich jemand der 9000km mit dem Sequoia unterwegs war. Das Fahrrad gefiel mir. Auch wenn meine Reise nur 1700km lang war. Ich freue mich auf mein neues Sequoia Elite.
    Viele Grüße Stefan

  7. Hallo,
    bei voller Beladung fehlen mir auf losem Untergrund in längeren Anstiegen noch 1-2 Gänge. Kann ich die Übersetzung an dem Rad mit vertretbarem Aufwand noch weiter vergrößen?

    1. Hallo, ich würde eine MTB Kassette mit 40er Ritzel probieren, auch wenn dann die Kapazität des Schaltwerks überschritten wird. Ansonsten wird’s sicher schwierig und teurer!

  8. Jetzt haben wir uns Taunus im Sommer gar nicht gesehen… Vielleicht ein anderes Mal. Ich habe auf zwei Bildern gesehen, dass du ein Frontgepäckträger am Sequoia montiert hast. Welcher ist das? Ich überlege von Lenkerrolle auf einen Randobag umzusteigen weil ich das bei Tagestouren für komfortabler halte.

    1. Das ist ein Nitto M18 Frontträger. Leider sind die Streben etwas zu kurz, deshalb ist er mit leichter Neigung montiert. Aber die längeren Streben sind bestellt. Ja, vielleicht begegnen wir uns irgendwann mal bei einem anderen Event!?

    2. Hallo,
      nach 3 Jahren des Testens kann ich nun über eine ähnliche Erfahrung mit dem Rad berichten. Die Sattelstütze ist am Anfang ständig runter gerutscht und der Sattel wurde sofort ausgetauscht (unbequem). Das Emblem ist irgendwann mal abgefallen, hält mit nem doppelseitigen Klebeband jetzt aber fest. Der Lack ist sehr schön, den Schmutz kriegt man aber nicht mehr ab. Nach 3000km ist die Hinternabe fällig gewesen.
      Alles in allem trotzdem ein gelungens Rad, ob zum Reisen oder für sportliche Fahrten. Tolle Optik, keine Pannen und jede Menge Fahrspaß!

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