Vatertagstour mal anders – Overnighter und Ortschilder sammeln

Meine am 31.12.2018 ins Leben gerufene Ortsschild-Challenge war nach gutem Start ins Stocken geraten. Relativ schnell hatte ich über 50 Prozent der Ortsschilder im Kasten. Und zum Ende des Sommers 2019 wollte ich fertig sein und alle 199 Ortschaften abgeklappert haben. Ist mir nicht gelungen!

Warum nicht? Ich könnte einige Gründe aufzählen, aber hauptsächlich ging mir die Motivation lange Strecken zu fahren flöten. Vielleicht war auch meine Strategie falsch. Ich hätte wohl besser mit den entlegenen Ortschaften im Norden von Waldeck-Frankenberg starten sollen, als ich noch voll motiviert und gut trainiert war. 

Hätte hätte ….. Hab ich aber nicht. Ich wollte den schnellen Erfolg und bin erstmal durch alle Orte in Heimatnähe geradelt. Und dann ging mir die Puste aus. Aber was ich angefangen habe, bringe ich auch zu Ende. 

Weil die traditionelle Vatertagswanderung mit meinen Kumpels wegen Corona ausfiel, nutzte ich die Gelegenheit zu einer ausgedehnten Ortsschild Tour bis an den nördlichsten Zipfel in Waldeck-Frankenberg, bis nach Wrexen, ein Ortsteil der Gemeinde Diemelstadt. 

Voll bepackt mit Zelt, Schlafsack, Isomatte, Biwacksack und allem was ich sonst noch so brauche, bin ich mit einem 300 km Track für die noch fehlenden 55 Ortschaften am Vormittag gestartet. Ziemlich ambitioniert, da ich in diesem Jahr erst 1300 km in den Beinen habe und noch keine Strecke über 100 km gefahren bin. Aber was solls, Selbstvertrauen ist wichtiger als trainiert zu sein.

Und wie ist es gelaufen? Gut! Es hat Spaß gemacht ohne Zeitdruck Kilometer zu sammeln und die herrliche Landschaft zu genießen. Das macht Radfahren für mich aus! Viele kleine Fotopausen und Ausruhen im Schatten machten die sommerliche Hitze einigermaßen erträglich.

Waldeck-Frankenberg ist sehr hügelig, teils bergig, was sich insbesondere bemerkbar macht, wenn man mit einem schwer bepackten Stahlrad unterwegs ist.

Hitze und Höhenmeter forderten ihren Tribut, so dass ich mir nach etwa 130 Kilometern ein geschütztes und schattiges Plätzchen zum Zelten suchte und pausierte.

Nach nur zwei Stunden Erholung machte ich mich bei untergehender Sonne wieder auf den Weg. Ich war nicht müde genug um länger zu bleiben und hatte richtig Bock drauf in die Nacht zu radeln. Doch vorher musste ich noch meine Wasservorräte auffüllen, am besten wieder auf einem Friedhof wie schon in Wrexen.

In Vasbeck fragte ich eine Familie, die es sich auf ihrem Hof gemütlich gemacht hatte, nach dem nächstgelegenen Friedhof mit Wasserstelle. „Wozu, zum Blumen gießen oder zum Trinken?“ wollten sie wissen, freundlich und zugleich belustigt. „Wasser zum Trinken kriegst du bei uns und auch ein Bier, wenn du möchtest.“ Wir kamen ins Gespräch, natürlich mit entsprechendem Abstand (für die Corona-Polizei) und plauderten ein Weilchen miteinander. Sehr nette Leute und ich habe versprochen hier in meinem Blog zu erwähnen, dass Vasbecker nette Menschen sind. Gern geschehen und nochmals vielen Dank, dass ich bei euch auftanken durfte.

Wer noch nie nachts geradelt ist, dem kann ich das nur empfehlen, insbesondere wenn der Himmel wie gestern sternenklar ist. Man kommt in einen Flow, genießt die leeren Straßen und ist im Einklang mit sich selbst und der Natur. Nur das ständige Anhalten und Fotografieren der Ortsschilder bei Dunkelheit war etwas nervig. Aber das ist nun mal Teil meiner Challenge. 

Nach 4 Stunden Nachtradeln wurden meine Beine von den anstrengenden Steigungen kraftlos und der Kopf müde. Ein Glücksfall, dass ich eine Stunde nach Mitternacht in Wetterburg ein geschütztes Bushäuschen entdeckte, wo ich es mir mit Isomatte und Schlafsack gemütlich machte. Ich blieb bis zum Sonnenaufgang.

Gut gelaunt und einigermaßen erholt setzte ich meine Tour fort. Aber ich war mir zu diesem Zeitpunkt nicht mehr sicher, ob ich die kompletten 300 Kilometer mit allen 55 Ortsschildern vollenden will oder den direkten Weg nach Hause wähle. Während einer kurzen Kaffeepause in Twiste studierte ich nochmal die Karte und entschied mich für den direkten Heimweg – mit nur noch einem anspruchsvollen Ortsschild Abstecher.

Dass meine Entscheidung richtig war, bestätigte sich, als ich mich den sehr steilen Anstieg nach Helmscheid hoch quälte. Schiebend wäre ich genauso schnell gewesen, aber es hätte mich gedemütigt.  

Doch es waren nicht nur meine schwindenden Kräfte, sondern auch mein Allerwertester brannte zunehmend. Selbst schuld, wenn man sich am Morgen vor der Tour nochmal komplett im Intimbereich rasiert und dem Schweiß eine ideale Angriffsfläche bietet. 

Wieder zu Hause angekommen war ich glücklich und zufrieden, einen schönen „Overnighter“ gemacht zu haben und meinem Challenge Ziel ein großes Stück näher gekommen zu sein. Die fehlenden 20 Ortschaften sind doch nur noch ein Klacks! 

232 Kilometer – 2600 Höhenmeter – 35 (fotografierte) Ortschaften

In den drei gelb markierten Gemeinden fehlen mir in Summe noch 20 Ortschaften.

5 Kommentare

  1. Hallo Imi,

    wahrscheinlich ist das das beste: losfahren und mal ohne Stress durch das Land. Die Ausblicke genießen und nicht nur km schrubben.
    Danke für den Bericht, morgen früh starte ich auch wieder

  2. Ist ne irre Geschichte,
    die Vasbecker hatten mal einen etwas gemütlichen Geistlichen der gerne mal eine Predigt seines Hamburger Bruders übernahm und diese predigte. Und da war halt mal eine Predigt bei der er das Wort Hamburg durch Vasbeck ersetzte und dann kam halt statt „Hamburg deine Flotte“ – „Vasbeck deine Flotte“ seit dem haben die Vasbecker eine Flotte, vielleicht warst du sogar im gleichnamigen Imbiss?
    https://www.wlz-online.de/waldeck/korbach/vasbecker-flotte-ziert-neues-wappen-5387482.html

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