Vorbereitung auf den Frankfurt Marathon mit KI und Carbon

In 118 Tagen bzw. in knapp 17 Wochen will ich beim Frankfurt Marathon starten, sofern bis dahin alles glatt läuft. Und momentan sieht es wirklich gut aus. Ich bin hoch motiviert und befinde mich bereits in der dritten Woche der spezifischen Vorbereitung mit einem konkreten Trainingsplan.
Ich teste gern Neues und habe mich deshalb für die KI unterstützte Trainingsplan-App „Runna“ entschieden, die durch die Trainingsplattform Strava aufgekauft wurde und als eigenständige App „kostenpflichtig“ angeboten wird.

Wie erfolgreich der Runna-Trainingsplan sein wird, kann ich natürlich nach 3 Wochen noch nicht sagen. Aber die Herangehensweise für die Entwicklung eines individuellen Trainingsplanes finde ich in der App ausgesprochen gut gelöst. Es gibt viele Parameter, die eine sehr gute Individualisierung des Plans ermöglichen. Außerdem analysiert die App die absolvierten Workouts und passt den Plan auf Wunsch an die Fortschritte oder andere persönliche Umstände wie Urlaub, Krankheit oder spontane Vorbereitungswettkämpfe auf Knopfdruck an. Diese Option habe ich bereits mehrfach genutzt.

Sämtliche Workouts können auf die diversen Sportuhren übertragen und auf Wunsch mit Sprachausgabe ausgeführt werden, so dass man sich z.B. Intervalltrainings nicht auf einen Zettel schreiben oder auswendig lernen muss. So sieht übrigens mein nächstes Intervalltraining für kommenden Donnerstag aus.

Auch beim Laufen ist die Materialentwicklung nicht stehengeblieben. Seit mittlerweile über 10 Jahren gibt es Carbon Laufschuhe mit reaktiven Sohlen, die insbesondere bei den Profis die Marathon Bestzeiten ganz dicht an die magische 2 Stunden Marke katapultiert haben. Dass diese, auch als „Superschuhe“ bezeichneten Laufschuhe, nur Profis schneller machen, ist mittlerweile durch Studien widerlegt.
Carbon-Laufschuhe nutzen eine Carbonfaserplatte in der Zwischensohle, um die Energierückgabe zu verbessern und die Laufeffizienz zu steigern. Die Platte versteift den Schuh, wirkt wie ein Hebel und hilft, die beim Abrollen gespeicherte Energie wieder freizusetzen. Dies führt zu einem schnelleren und effizienteren Laufstil. Die Kombination aus Carbonplatte und Zwischensohlenschaum ist entscheidend für die Leistung. Unterschiedliche Schaumstoffe und Plattenkonstruktionen können verschiedene Effekte erzielen. Angeblich wird dadurch eine Geschwindigkeitssteigerung von durchschnittlich 4% erreicht. Theoretisch ließe sich damit ein 4 h Marathon in 3:50 h laufen, somit 10 Minuten schneller.

Das hat mich neugierig gemacht und deshalb habe ich mir – nach ausgiebiger Recherche – letzten Samstag selbst Carbon Laufschuhe gekauft und zwar das Modell Vanish Carbon 2 der amerikanischen Firma Altra. Der Schuh wiegt 249 g und hat 0 mm Sprengung (Höhenunterschied zwischen dem Fersen- und dem Vorfußbereich).

Sonntagmorgen stand ein 22 km Long Run mit wechselnden Tempoabschnitten auf dem Plan. Weil ich natürlich den neuen Schuh testen wollte und zwar im Vergleich zu einem normalen Altra, dem FWD VIA, habe ich die Vorgaben von Runna ignoriert und mir selbst sinnvolle Vergleichsintervalle überlegt. Ich wollte die Intervalle in einem bestimmten Pulsbereich laufen und schauen, welche Pace sich mit den Schuhen im Vergleich ergibt. Nun, ein solcher Vergleich hinkt natürlich, insbesondere bei den aktuellen Temperaturen. Der Puls steigt mit fortschreitender Dauer schon wegen Ermüdung und zusätzlich wegen steigender Temperaturen an. Egal, wenn die Carbon Schuhe wirklich so gut sind, sollte ein Unterschied dennoch messbar sein.

Vergleichsintervalle (in zeitlicher Reihenfolge)
komplett auf der Bahn gelaufen!
HF=Herzfrequenz

Vanish Carbon 2
4,0 km | 5:55/min | HF ø 124 / max. 136
2,0 km | 5:32/min | HF ø 143 / max. 149
FWD VIA
4,0 km | 6:27/min | HF ø 134 / max. 139
2,0 km | 5:53/min | HF ø 143 / max. 148
Vanish Carbon 2
2,0 km | 6:26/min | HF ø 137 / max. 141
2,0 km | 5:29/min | HF ø 151 / max. 155
FWD VIA
2,0 km | 6:53/min | HF ø 141 / max. 147
2,0 km | 5:59/min | HF ø 151 / max. 154
Vanish Carbon 2
2,0 km | 6:53/min | HF ø 144 / max. 149

Der Unterschied beim Laufen ist schon krass! Beim Vanish Carbon 2 hatte ich das Gefühl, als wären kleine Federn im Bereich des Ballens verbaut, die Engergie spürbar zurückgeben. Ein phantastisches Laufgefühl mit gleichzeitig richtig guter Dämpfung. Der FWD VIA ist schon ein super Schuh, aber im direkten Vergleich zum Vanish Carbon 2 ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Trotz des hinkenden Vergleichs ist das Ergebnis für mich eindeutig: der Vanish Carbon ist bei gleicher Belastung signifikant schneller. Das genau zu beziffern ist schwierig, aber ich würde sagen, so um die 15 s/km sind es definitiv, vielleicht sogar mehr.
Ich spürte mit dem Vanish Carbon 2 nirgends eine ungewöhnlich Belastung, weder muskulär noch an der Achillessehne. Das ist schon mal sehr gut, aber eine Langzeitaussage lässt sich daraus natürlich nicht ableiten. Leider verpufft die positive Wirkung des Schuhs nach ca. 500 km und sie werden seitlich instabil, so dass erhöhte Verletzungsgefahr besteht. Deshalb wandern dann 250 € in den Müll, leider!

In den nächsten Wochen wird sich zeigen, wie gut ich mit den Schuhen klarkomme und spätestens beim Marathon wird schwarz auf weiß gemessen, welche Zeit ich damit laufen kann. Die Frage nach dem tatsächlichen Effekt wird dennoch unbeantwortet bleiben, denn dazu brauchte es einen Klon von mir, der mit normalen Schuhen ebenfalls mitläuft.

Versuch macht klug, deshalb mag ich solche Experimente!

Es wird auf jeden Fall vor dem Marathon hier noch Updates geben, denn ich beabsichtige, vorher einen 10er und einen Halbmarathon als Vorbereitungswettkampf mit den Superschuhen zu laufen.

In diesem Sinne – bis demnächst!

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