Gehetzt, geflüchtet und mit dem Schrecken davon gekommen

Erwähnenswert ist von der heutigen Ausfahrt bei Nieselregen nur ein etwa 400 Meter langer Abschnitt auf dem Radweg zwischen Gemünden und Wohratal, der mir vermutlich für den Rest meines Lebens in Erinnerung bleiben wird!

Gemütlich und gedankenversunken pedaliere ich auf dem breiten und asphaltierten Radweg dahin. Dass  ein verlassenes Auto am Wegesrand parkt, registriere ich nur nebenbei. Dann unterbricht ein Ruf aus der Ferne die Stille. Ich orte eine männliche Stimme rechts von mir und erblicke ca. 500 m entfernt – oben am Hang – einen Spaziergänger, der nach dem Ruf auch noch pfeift. Ok, denke ich, der pfeift nach seinem Hund und drehe den Kopf nach hinten. Und da kommt er auch schon in vollem Galopp angerannt. Offensichtlich hatte er mich bereits vor dem Ruf seines Herrchens als Jagdobjekt erspäht. Mit meiner neongelben Weste war ich aus der Ferne vermutlich nicht zu übersehen.

Mit Schrecken stelle ich fest, dass da keine Fußhupe hinter mir her ist, sondern ein großer brauner und athletisch gebauter Hund, vermutlich eine Mischung aus Dobermann, Schäferhund oder so ähnlich. Der Abstand zu meinem Hinterrad schmilzt und augenblicklich wird mein Fluchtinstinkt aktiviert. Adrenalin durchflutet meinen ganzen Körper, ich schalte in den dicksten Gang und trete mit aller Kraft in die Pedalen, um zu beschleunigen. Die nachträgliche Auswertung der Daten zeigt, dass ich mit knapp 700 Watt die Flucht angetreten habe. Der Puls ist innerhalb kürzester Zeit von unter 120 bpm auf 180 bpm angestiegen, gleichzeitig die Geschwindigkeit von 22 km/h auf 42 km/h. Gut, dass dieser Abschnitt flach ist, ansonsten wäre ich bei dem Gegenwind bereits nach wenigen Metern zur Beute geworden.

Wie ein Besessener hetzt mich dieser Köter, kommt bis auf etwa 1-2 Meter an mich ran und hält dieses Tempo mit. Damit hatte ich nicht gerechnet! Scheiße, was nun? Wie lange halte ich durch? Wie lange hält er durch?  Doch dann der erlösende Blick nach hinten, er hat aufgegeben und läuft zurück. Die Aufzeichnungen zeigen eine Hatz von weniger als eine Minute, die für mich gefühlt deutlich länger gedauert hat.

Erleichtert halte ich wenige Hundert Meter später an einer Bank an und verdaue die Situation erstmal mit einem Schluck aus der Pulle. Das war’s für heute, ich wähle nicht den geplanten, sondern den direkten Weg nach Hause.

 

6 Kommentare

  1. das ist sicher kein Erlebnis, das Du nochmal haben möchtest. Erfreulicherweise ist nichts passiert. Allerdings kann ich Dir als langjähriger Hundehalter und -freund sagen, dass die Flucht in solch einem Falle nicht das Mittel der Wahl ist. Der Jagdinstinkt des Hundes wird geweckt, auch wenn er nichts Schlimmes mit Dir vorhat. Besser ist, anhalten und Front zeigen. Du bist der Chef! Und der flüchtet nicht! In diesem Sinne, keep on riding.

    1. ..tja versuch das mal zu denken, wenn Du dies nicht weißt, die mies erzogene Töle aber fast schon zum Sprung ansetzt. Bei aller Liebe, in solchen Situationen sollte der Gesetzgeber die Möglichkiet geben, Anzeige zu erstatten.

      1. Sorry, da kann ich Dir nicht beipflichten! Mies erzogen – sicher richtig. Aber „zum Sprung ansetzt… geht es noch schlimmer in den Vermutungen? Und Anzeige wegen??? Hund läuft hinter Radfahrer her… Tatbestand? Lass einfach die Kirche im Dorf.

  2. Ich habe selbst zwei Hunde mit starkem Jagdtrieb, aber Gott sei Dank nicht bei Joggern und Radfahrern. Der Hundebesitzer gestern war sicher fahrlässig, aber sowas kann halt passieren. Vermutlich ist Anhalten die bessere Alternative, wenn die Fluchtaussichten schlecht sind, aber der Fluchreflex kam bei mir gestern instinktiv und ich hab Glück gehabt, dass nichts weiter passiert ist.

  3. Hallo Alex, Du hast das gut beschrieben. Und Dein Appell ist auch aus meiner Sicht ( des Hundehalters) absolut in Ordnung. Wenn man mit Hund läuft, hat man auch dafür zu sorgen, dass das Tierchen keinen Unsinn anstellt. Sanftes Nähern, auf keinen Fall hochspringen, dann lassen sich sogar „Hundegeschädigte“ dazu bringen, entspannt meiner Retrieverhündin ein paar Streicheleinheiten zu verabreichen. In diesem Sinne: geht sorgsam miteinander um und genießt das Leben.

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