10 km Wettkampf – Limes Winterlaufserie Pohlheim

Wettkampf bedeutet für mich ein Ziel zu haben, Kribbeln im Bauch, mich mit mir selbst und anderen zu messen, unzählige Male vorm Startschuss pinkeln zu müssen und die Atmosphäre mit Gleichgesinnten zu genießen. Und nicht der Weg ist das Ziel, sondern einzig und allein das Überqueren der Ziellinie und das Abstoppen der Zeit zählen!

Als ich gestern die Sporthalle der Adolf-Reichwein-Schule in Watzenborn-Steinberg betrete, werden sofort Erinnerungen an meinen ersten 10 km Wettkampf an gleicher Stelle vor 11 Jahren wach. Ich fühle mich wie ein richtiger Läufer, einer Gemeinschaft zugehörig, die ein wunderbares Hobby teilt. 

Wie immer bin ich einer der ersten, suche mir ein Plätzchen zum Umziehen und beobachte das Treiben. Der Duft von Kaffee und Kuchen steigt mir in die Nase, doch dafür ist es noch zu früh, den gibt’s erst, wenn ich im Ziel bin. Nach und nach füllt sich die Halle, Frauen und  Männer aller Altersklassen, die meisten rank und schlank, trudeln ein und suchen sich ebenfalls ein Plätzchen. Viele scheinen sich zu kennen und Laufvereinen anzugehören, manche sehen aus wie Profis, andere wiederum ganz normal, mit ein paar Gramm zu viel auf den Rippen und abgenutzten Laufklamotten. 

Ich treffe Olaf, wir kennen uns vom Sehen, hin und wieder begegnen wir uns im heimischen Trainingsrevier, ich meistens auf dem Rad und er in den Laufschuhen. Olaf läuft in einer ganz anderen Liga als ich, heute nicht auf Zeit, sondern er begleitet als Pacer eine junge Triathletin bei ihrem ersten 10er Wettkampf mit dem Ziel sub 50 Minuten, die am Ende ihr Ziel nur knapp verfehlt. Dennoch meinen herzlichen Glückwunsch zum Debüt! 

Beim Warmlaufen atme ich auf, die Hüfte fühlt sich wieder top an, ich bin ausgeruht, motiviert und zuversichtlich, dass ich eine Zeit unter 50 Minuten laufen werde! Ich weiß um das wellige Streckenprofil und nehme mir vor, mit einer 4:50er Pace zu starten und mir ein paar Körner für die letzen Kilometer aufzusparen, wenn es überwiegend bergab Richtung Ziel geht. Und dieser Plan sollte am Ende aufgehen.

Beim Start stehe ich direkt neben Olaf und seiner Bekannten, wir plaudern noch ein wenig und laufen nach dem Startschuss gemeinsam los. Natürlich erstmal viel zu schnell, Pace um die 4:15, aber das ist normal bei Wettkämpfen. Dem anfänglichen Sog des dichgedrängten Starterfeldes kann man sich kaum entziehen. Doch schon bald, am ersten Anstieg, entzerrt sich das Feld. Es sind irgendwas um die 250 Läufer:innen auf der Strecke. Meinen Puls spüre ich deutlich und weiß, dass ich zu schnell unterwegs bin. Deshalb nehme ich Tempo raus, kann dennoch jetzt schon den ein oder anderen überholen. 

Meine Erinnerungen an das Streckenprofil sind in den 11 Jahren doch etwas verblasst. Es geht häufiger rauf und runter als gedacht und manche Hügel ziehen sich ganz schön lang hin. Aber meine Trainingsstrecken zu Hause sind ebenso nahezu alle hügelig und deshalb bringt mich das nicht aus dem Konzept. Ich weiß, wie viel Gas ich bergauf und bergab geben darf, um nicht einzubrechen. Bergauf immer schön kleine Schritte und bergab lass ich es laufen. 

Als die 5 km Marke erreicht ist, weiß ich, dass ich mir meine Kräfte gut eingeteilt habe. Die schnellen Mädels und Jungs sind längst über alle Berge, in der Ferne sehe ich sie – wie eine mittlerweile sehr lang gezogene Perlenkette – entschwinden. Den Abstand zu denjenigen, die bis dahin neben und hinter mir gelaufen sind, kann ich auf den letzten 5 Kilometern vergrößern, ein paar wenige Läufer vor mir sogar noch überholen.

Am Gipfel des letzten Hügels höre ich bereits den Sprecher im Ziel, der über Lautsprecher die Zielzeiten der Finisher bekannt gibt.

Das beflügelt mich und gibt mir nochmal einen kleinen Schub. Dass sich jemand an meine Fersen geheftet hat – ein Jungspund – der versucht hat, mich noch einzuholen, erfahre ich erst im Ziel. Mein oranges Laufshirt mit dem Schriftzug meines Brötchengebers “Viessmann” hat ihm als Pacing Orientierung gedient. “Aber du bist so verdammt gleichmäßig gelaufen, dass ich leider nicht näher ran kam!” sind seine Worte, als wir uns gemeinsam die ersten Ergebnisse in der Sporthalle anschauen.

Die letzten 2 Kilometer ist ein Läufer etwa 15 m vor mir, er könnte in meiner Altersklasse sein. Schaffe ich es noch, ihn einzuholen? Doch mir ergeht es wie dem Jungspund hinter mir, ich kann nicht aufschließen oder gar überholen und ein richtiger Endspurt erscheint mir albern und zudem erfolglos.

Nach 47 Minuten und 35 Sekunden ertönt mein Name durch den Lautsprecher. Ich bin im Ziel und mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Fast hätte ich es sogar aufs Podium in meiner Altersklasse AK60 geschafft. Aber auch Platz 4 von 13 in der AK kann sich sehen lassen.

Ein absolut geiles Gefühl, wieder Wettkampfluft geschnuppert und die eigenen Erwartungen übertroffen zu haben!

10,1 km l 4:42/km l 120 Hm l 47:33 Min.
Offiziell 10,0 km in 47:35 

AK60 – Platz 4/13
Gesamt 66/154 (m)

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